16.03.2018: STEEL PANTHER, THE WILD! - Vancouver, BC - The Commodore Ballroom

22.03.2018
 

 

Mit etwas Fantasie ist der Granville Strip in Downtown Vancouver mitunter vergleichbar mit dem „Boulevard of Broken Dreams”: Drogen, Obdachlosigkeit und Müllberge treffen auf Reichtum, Boutiquen und teure Nachtclubs. Ein neonlichtgekuesster Konsumherd, Schmelztiegel und Vorzeigekiez in einem. Ganze drei Nächte hintereinander soll der Klamaukmetal von STEEL PANTHER hier Einzug erhalten. Dass sich am Humor und Konzept der Kalifornier die Geister scheiden, wird bereits mit dem Publikumsquerschnitt deutlich: Aalglatte Yuppies, junge Punks, alte Metaller, bierbäuchige Festivalabonnenten und kreative Perrückenträger finden sich bereits zum support THE WILD! ein. Der Vierer aus Kelowna klingt wie eine Melange aus THE BONES, DANKO JONES und SKID ROW und weiß spielerisch wie auch unterhalterisch durchaus zu überzeugen. Bier-Bong, Kutte, ausufernde Gitarrensoli - die Band um Frontmann "Dylan Villain" liefert die perfekte Einstimmung auf einen Headliner, der locker auch ohne Aufwärmprogramm auskommt. Die Songs zieht das Quartett besonders im letzten Drittel des knapp einstuendigen Programms von THE WILD! gerne auch mal in die Laenge, letztlich aber endet das Set dank Villains amtlichem Stagedive und gesundem Humor mit guter Gesamtnote.
 
 
Als sich der schwarze Vorhang nach feuchtfröhlicher Umbaupause öffnet, ist der Fußboden im gesamten Commodore Ballroom bereits mit einer Mixtur aus Schweiß, Bier und Mischgetraenken verklebt. Die perfekte Basis für den Geruch vom Sunset Strip Ende der 80er - oder heute besser Michael Starr und Co, die mit „Eyes Of A Panther“ von null auf hundert durchstarten. Jegliche Glammetal-Klischees weiß die Band aus Los Angeles gekonnt umzusetzen. Vor uebergrossen Banner, auf dem der Hollywood-Sign-Schriftzug durch den Bandnamen ersetzt wurde, wirkt das Revival komplett. "Poontang Boomerang", Just Like Tiger Woods" oder "Goin' In The Back Door" sprechen fuer sich - mit glasklarem Sound und rundum erstklassigem Handwerk allerdings feiert es sich noch besser. Die Quietschvocals und zweideutigen Handbewegungen von Starr, die wunderbar aufgesetzte Arroganz von Bassist Lexxi Foxx mitsamt Spiegel und Haarspraydose - STEEL PANTHER's Paket aus beachtlichen Hooklines, perfekt einstudierten Metal-Gestiken und stumpfem bis nicht jugendfreiem Humor trifft auch live voll ins Schwarze. Zu "17 Girls In A Row" laesst Satchel Fantraeume wahr werden, indem er sein Instrument an einen Besucher uebergibt. Ein riesiger aufblasbarer Penis bahnt sich seinen Weg durch den Moshpit, aus simplen Choreografien und Drumstick-Wuerfen wird unterhaltsame Akrobatik. Die Energie von STEEL PANTHER bei Songs wie "Asian Hooker" oder "Party Like Tomorrow Is The End Of The World" hieven den Hair-Metal-Sound in die Gegenwart, wie es nicht authentischer geht. Neben dem explosiven bis beinahe emotionalen Finale, in dem "Death To All But Metal" gegen "Community Property" antritt, gilt es auch die kreative Merchandisepalette zu erwaehnen. Ziemlich offensichtlich hat sich ein Anteil der Besucher dem Shirt-Slogan "Say perhaps to drugs" verschworen, der Topseller allerdings ist und bleibt das Regenbogen-Einhorn-Motiv. Vorsicht: die "Coolness" von STEEL PANTHER tritt an, holt auf und kommt dem Erbe von MOTLEY CRUE oder POISON gefaehrlich nahe.