18.11.2016: BEARTOOTH, VANNA, TRASH BOAT - HAMBURG - KLUBSEN

29.11.2016
 

 

BEARTOOTH gibt es seit 2012. Bis zu diesem Zeitpunkt war Sänger Caleb Shomo mit seiner Band "ATTAK ATTACK!" unterwegs (hier mal wieder die Anmerkung: Die amerikanische Band "ATTACK ATTACK!" bitte nicht mit den britischen "ATTACK!ATTACK!" verwechseln).

Shomo verließ ATTACK ATTACK!, da er unter Depressionen und Angstzuständen litt. Nach dem Austritt fing er an Songs zu schreiben, die sich mit seinen Erlebnissen und dem, was er durchmachte befassen. Diese spielt er nun mit seiner neuen Band BEARTOOTH und sagt von sich selbst dass er jeden Tag zufrieden und glücklich sein kann. Der Erfolg trägt sicher auch dazu bei: auf der Agressive-Tour waren alle Deutschlandtermine ausverkauft. So auch der Freitag im Klubsen in Hamburg.

Das Klubsen zeigte sich als gute Location: obwohl das Konzert ausverkauft war hatte man genügend Platz, die Temperatur war in Ordnung und auch der Getränkenachschub konnte an den Bars sehr zügig besorgt werden.

Um 20 Uhr eröffneten TRASH BOAT den Abend. Die Briten zeigten große Motivation und versuchten die Menge mitzureißen. Dies gelang mehr oder weniger. Der Pop-Punk-Sound des Quintetts wirkte noch nicht wirklich ausgereift. Die seit 2014 bestehende Band erinnerte immer wieder in Zügen an Konzerte in Jugendfreizeitheimen. Dies einerseits auf positive Weise, die Jungs wirkten fröhlich, dankbar und "unverbraucht". Bei so vielen Bands, die bereits jahrelang auf den größten Bühnen standen entsteht eine Routine und obwohl dies ein ganz natürlicher Prozess ist, wirken dadurch viele Posen auf der Bühne oder Ansagen zwischen den Songs einstudiert und gelangweilt. TRASH BOAT zeigten hier das komplette Gegenteil. Gleichzeitig zieht dies aber auch negative Faktoren mit sich, hier und da schienen die Songs unklar. Das Genre der Jungs wird als Pop-Punk bezeichnet, Sänger Tobi Duncan bringt jedoch auch Einflüsse des Hardcore mit ein, welches die Songs manchmal zu kompliziert aufbaut. Stimmlich kann Duncan sicher auch noch etwas mehr zeigen als an diesem Abend, alles in allem waren die 30 Minuten der Briten aber ein angenehm frischer Start in das Konzert.

Nach einer kurzen Umbaupause folgten VANNA. Die Post-Hardcore-Gruppe passte wunderbar in das Line Up und brachte langsam etwas Bewegung in die Menge. Trotzdem muss man sagen, dass die Hamburger während der gesamten Zeit, auch später bei BEARTOOTH verhältnismäßig zurückhaltend waren. Abgesehen vom dem Bereich mittig vor der Bühne sah man eher leichtes Kopfnicken oder rhythmisches Aufstampfen der Beine.

Seit 2012 steht Davey Muise bei VANNA am Mikrofon und macht seine Sache wirklich gut. Mit "Paranoia Euphoria" und "Pretty Grim" vom aktuellen Album "All Hell" starteten die Amerikaner in ihr Set. Der Fokus lag auf den neueren Album "All Hell" und "Void", unter anderem spielten sie noch "Digging" und "Toxic Pretender". Besonders in Erinnerung blieb mir persönlich die kurze Ansprache nach dem Song "Flower": Muise, der äußerlich als "harter Kerl" bezeichnet werden kann, fand auf einmal sehr tiefgründige, emotionale Worte und sagte den Besuchern, dass niemand jemals das Gefühl haben sollte, nicht genug zu sein. Jeder sei großartig.  Nach einem Blick auf seine Website wird klar, worin diese Worte begründet sind. Muise ist nicht nur ein guter Musiker, er gibt auch Vorträge in Schulen. Er berichtet von seiner Kindheit ohne Eltern, der Depression, dem Abrutsch in die Drogensucht aber auch dem Teil seines Lebens, als sich alles wieder zum Guten wand und wie die Musik ihm geholfen hat. (Wer mehr dazu lesen möchte, dem sei ein Besuch auf seiner Website http://www.daveymuise.com/ wärmstens empfohlen).

Nach ca. 30 Minuten beedeten VANNA ihr Set und räumten die Bühne für BEARTOOTH. Diese hatten sich bereits durch die Support-Slots für BRING ME THE HORIZON und AUGUST BURNS RED eine große Fangemeinde erspielt, sodass es ein Leichtes für sie war, die Menge für sich zu gewinnen.

Wie nicht anders zu erwarten, bei einer Tour die "Aggressive-Tour" betitelt ist, fanden sich auf der Setlist überwiegend Songs des gleichnamigen, aktuellen Albums der Amerikaner. Mit "Burnout" starteten sie in das Set um gleich mit "Aggressive" und "Beaten In Lips" (vom 2015er Album "Disgusting") nachzulegen. BEARTOOTH werden zwar immer wieder dem Genre "Hardcore" oder "Metalcore" zugeordnet, zeigen aufgrund des sehr melodiösen Gesangs aber auch Einflüsse von Alternative Rock. Auch ruhigere Songs wie "Sick Of Me" boten Shomo und Co. überzeugend dar. Für "The Lines" betrat noch einmal Tobi Duncan von TRASH BOAT die Bühne und sang den Song gemeinsam mit Shomo. Da Schlagzeuger Brandon Mullins Anfang 2016 die Band verlassen hat, sorgte auf der Tour Connor Denis für den treibenden Drumbeat. Da er jedoch nicht als offizielles Mitglied gelistet wird, darf man gespannt bleiben, wer die dauerhafte Nachfolge für Mullins antreten wird. Nach "In Between", in dem BEARTOOTH ihr besonderes Können für eingängige Hooks beweisen,  verließen die fünf Musiker kurz die Bühne, betraten diese aber nach "we want more"-Rufen des Publikums erneut und spielten "King Of Anything". Doch natürlich durfte auch der letzte Hit nicht fehlen: mit "Bodybag" verabschiedete sich die Gruppe endgültig und hinterließ viele zufriedene Gesichter.

BEARTOOTH gelten nicht mehr als Geheimtipp sondern haben sich ihren Ruf als großartige Liveband erarbeitet. Egal ob als Support oder als Headliner, die Amerikaner wissen wie sie ihr Publikum in den Bann ziehen und begeistern mit musikalischem Können, gutem Songwriting und sympathischer Art.