24.-26.06.2016: HURRICANE FESTIVAL 2016 - Scheeßel - Eichenring

30.06.2016
 

 

Der Freitag (24.06.2016):

 

Es sollte ein wenig drunter und drüber gehen am Eröffnungstag (wenn man das Warm-Up am Donnerstag nicht mitzählt) des 20-jährigen Geburtstags des Hurricane Festivals am Eichenring in Scheeßel. Schon am frühen Morgen mussten sich die Veranstalter bei den Planungen für den Tag dem Wetter der Donnerstagnacht unterordnen. Es gelang zwar die beiden Hauptbühnen (Green und Blue Stage) soweit auf Vordermann zu bringen, dass diese bespielt werden konnten. Die Red und White Stage fielen dem Wetter allerdings (teilweise) zum Opfer. So wurde am ersten Festivaltag die White Stage überhaupt nicht bespielt und die Red Stage erst ab 20:45 Uhr. Aber der Reihe nach:

 

Denn kurzfristig war auch die Green Stage von den Unwettern der Vornacht betroffen. SCHMUTZKI hatten schon alles vorbereitet und waren eigentlich startklar, doch die Arbeiten an den Sicherheitsvorkehrungen vor der Bühne nahmen mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich gedacht. Somit übernahmen ZEBRAHEAD den Opener Slot auf der Green Stage. Die Sonne strahlte mit voller Kraft und die Band aus Orange County drehte auf. Spielfreudig, publikumsnah und mit gutem Sound ausgestattet, startete der Festivaltag nun so richtig.

Nebenan auf der Blue Stage eröffnete CHEFKET. Im Anschluss spielten CHAKUZA auf der Blue Stage, der anfangs einige technische Schwierigkeiten hatte. Nachdem diese dann aber beseitigt waren, genoss er sichtlich den Auftritt auf der großen Festival-Bühne. ROYAL REPUBLIC spielten als zweite Band der Green Stage und sprühten vor Energie. Ein gelungener Auftritt der Schweden, die gut gelaunt und gut gekleidet die Green Stage rockten. Im Anschluss sollte es auf der Blue Stage mit HAFTBEFEHL weitergehen und auch die Red Stage sollte von den EMIL BULLS eröffnet werden. Doch das Wetter machte – erneut – einen Strich durch die Rechnung. Gewitter und eine Unwetterwarnung ließen einen Betrieb auf den Bühnen – vorerst – nicht zu. Innerhalb von nicht einmal 20 Minuten fanden nahezu alle Festivalisten Schutz in ihren Autos. Glücklicherweise beruhigte sich die Lage und das Programm konnte um 20:30/20:45 Uhr auf der Blue/Green Stage wieder aufgenommen werden. Und auch die Red Stage durfte endlich bespielt werden: ESKIMO CALLBOY machten den Anfang. Zeitgleich betraten THE HIVES die Green Stage und verkündeten – bescheiden wie sie sind – „We stopped the rain! THE HIVES stopped the rain!“ Danach fegten Pelle Almqvist und seine Bandkollegen über die Bühne und lieferten eine begeisternde Show. Inzwischen der sechste Auftritt für THE HIVES beim Hurricane Festival. Für mich ging es weiter mit ANNENMAYKANTEREIT. Eine Band an der man momentan einfach nicht vorbeikommt. Dementsprechend voll und laut war es vor der Bühne. Man merkte den Kölnern die Nervosität zunächst an – immerhin ist die Blue Stage die bisher größte Bühne auf der die Musiker bisher standen. Die Nervosität verflog jedoch in Windeseile. Jede Zeile wurde den Mannen um Henning May entgegen gesungen!

Die DROPKICK MURPHYS bespielten wenig später die Green Stage und lieferten einen soliden Auftritt. Danach ging es weiter mit FEINE SAHNE FISCHFILET auf der Red Stage, die vor Bock auf diesen Auftritt nur so strotzten. Und die Fans vor der Bühne zahlten ihnen das gebührend zurück. TRAILERPARK spielte derweil auf der Blue Stage. Was soll man zu TRAILERPARK groß sagen? Die machen einfach Stimmung und sind für ein Festival mehr als nur geeignet. Im Anschluss daran ging es zu – nein, nicht RAMMSTEIN – sondern zu BOYSETSFIRE. Zum einen, weil BOYSETSFIRE das verdient, zum anderen aber auch, weil die Fotograbenplätze auf eine bestimmte Anzahl begrenzt wurden. Ein glücklicher Zufall, denn was BOYSETSFIRE vor einem minimalem Publikum ablieferten war erste Sahne. Die pure Spielfreude, gepaart mit einer ehrlichen Prise Dankbarkeit für das Erscheinen der – verhältnismäßig wenigen – Menschen vor der Bühne, ließ BOYSETSFIRE zur Höchstform auflaufen. Robert Ehrenbrand flitze und sprang mit seinem Bass nur so über die Bühne und Nathan Gray schrie sich gekonnt die Seele aus dem Leib. Noch dazu gab es einen satten, druckvollen Sound auf die Ohren. Für mich der Headliner der Herzen an diesem Tag! Zum Abschluss des Tages unternahm ich dann noch einen Kurzausflug zu K.I.Z., die die Blue Stage an diesem Abend beschlossen. Zu den Klängen von PENNYWISE, die als letzter Act auf der Red Stage Vollgas gaben, verließ ich das Festivalgelände mit einem guten Gefühl (nach schwierigem Start) und großer Vorfreude auf den bevorstehenden Samstag!

 

Der Samstag (25.06.2016):

 

Den zweiten Tag prägten das Warten und das Hoffen. Das Warten darauf, dass das Wetter ein Erbarmen mit dem Eichenring in Scheeßel habe und das Hoffen darauf wenigstens eine Band auf einer der vier Bühnen spielen zu sehen. Diese Hoffnung wurden allerdings jäh zerschlagen. Die Veranstalter versuchten alles, aber immer wieder einsetzender Regen machten einen sicheren Ablauf vor den Bühnen unmöglich. Der Samstag wurde letztendlich kurz nach 21 Uhr endgültig abgesagt. Doch das Hurricane Festival gab sich nicht geschlagen und arbeitete die ganze Nacht daran den Festivalsonntag wie geplant ablaufen zu lassen. Was nahezu gelang, nur die Red und White Stage mussten am Sonntag einige wenige Einschränkungen hinnehmen.

 

Der Sonntag (26.06.2016):

 

Nach ausgiebigen Abpump- und Aufbereitungsaktionen innerhalb der Nacht von Samstag auf Sonntag konnte das Festivalgelände um 11:30 Uhr geöffnet werden. Teilweise war es so trocken, dass man sich hinsetzen konnte ohne einen nasssen Hintern zu bekommen. Kaum zu glauben – zumindest wenn man das Gelände am Samstagabend gesehen hatte. Den Anfang machten X AMBASSADORS, die sichtlich Spaß hatten auf der großen Green Stage hatten. Es war noch nicht viel los vor der Bühne, diejenigen, die gekommen waren, erlebten allerdings eine gute Alternative Rock Festivalshow. Ein gelungener Start in den finalen Sonntag. Weiter ging es für mich mit BLOSSOMS, ebenfalls auf der Green Stage. Leider hätte man sich das auch schenken können. Einer der uninspiriertesten Festival-Auftritte des Wochenendes. Ganz anders im Anschluss: ZUGEZOGEN MASKULIN. Die pure Energie auf der Bühne! Die 3-Mann-Formation machte ordentlich Stimmung! Das Publikum sog dies nach einem ganzen Tag ohne Musik gierig auf.

Mit OH WONDER auf der Red Stage gab es danach einen krassen Genre-Wechsel. Ruhig und atmosphärisch spielten sich OH WONDER in die Herzen der Anwesenden vor der Bühne. Musikalisch erinnern die US-Amerikaner sehr an THE XX. Dieser Vergleich kam mir schon beim Reeperbahn Festival im letzten Jahr und bestätigte sich beim Hurricane Festival auf ein Neues. Und live gefällt das Ganze zudem deutlich mehr als auf Platte. TOM ODELL klimperte und sang sich auf der Blue Stage danach in die Pop-Herzen der Festivalbesucher, woraufhin THE SUBWAYS über die Green Stage wirbelten. THE SUBWAYS stehen immer für Energie und Spielfreude auf der Bühne, und dies zeigte sich an diesem Tag besonders. Als hätten die Briten den Samstag über auf heißen Kohlen gesessen, weil auch sie nicht eine Band hatten sehen können. Die drei Musiker spielten sich durch ihre Diskografie und ließen dabei keine Hits vermissen.

Für mich ging es nach einer kurzen Pause weiter mit BOSSE, welcher von Auftritt zu Auftritt symphatischer wird. Denn BOSSE ist live einfach eine Wucht. Die Begeisterung auf einer solch großen Bühne zu stehen und für so viele Menschen spielen zu können, stand dem Sänger deutlich ins Gesicht geschrieben. Bei so viel Begeisterung können auch mal Fehler unterlaufen, so kam es dazu, dass BOSSE so sehr Bock darauf hatte, dass das Hurricane Festival für ihn springt, dass er den Refrain einfach mal eine Strophe vorziehen wollte. Das Festival und seine Bandkollegen nahmen es mit Humor. Der Song wurde neu gestartet und die Party ging weiter. BOSSE und das Hurricane Festival? Das passte an diesem Tag einfach zusammen. THE WOMBATS hielten die Party-Fahne hoch, wobei die Songs des ersten Albums „The Wombats Proudly Present: A Guide to Love, Loss & Desperation“ live noch immer am besten zünden. „Moving to New York“ oder „Let's Dance to Joy Division“ sind einfach ultimative Festival-Kracher, die die Tanzbeine kräftig in Bewegung versetzen. Der Überflieger JAMES BAY stand im Anschluss – bei immer noch strahlendem Sonnenschein auf der Green Stage. Inzwischen füllte es sich immer mehr auf dem Festivalgelände, denn das Programm rückte langsam aber sicher den großen Namen immer mehr entgegen. TWO DOOR CINEMA CLUB sind inzwischen auch kein kleines Kaliber mehr. Das erkannte man auch am Bühnenaufbau der Iren. Große rechteckige, leuchtende Säulen standen in einem Winkel auf der Bühne und sorgten für zusätzliche Beleuchtung. Wäre es schon dunkel gewesen, wäre das Bühnenbild sicherlich noch beeindruckender gewesen, aber auch so machten TWO DOOR CINEMA CLUB musikalisch, aber auch visuell einen starken Eindruck. BLOC PARTY, diesen Namen kennt wahrscheinlich fast jeder. Co-Headliner-Slot vor MUMFORD & SONS auf der Green Stage. Das klingt alles ziemlich gut. Nur der Auftritt dazu, der ist irgendwie nicht gut. Die Musiker wirken auf der Bühne eher gelangweilt und auch will der Funke auf das Publikum nicht so wirklich überspringen. Da gab es deutlich bessere Auftritte an diesem Tag! Ganz anders: DEICHKIND. Musikalisch werde ich mit der Band einfach nicht warm, aber die Show ist über jeden Zweifel erhaben. DEICHKIND machen einfach Spaß und haben Spaß. Dieser große Spaß-Faktor muss sich zwangsläufig vor die Bühne transportieren lassen. Und das funktioniert an diesem Sonntag – wieder einmal – ganz hervorragend bei einer Arbeit-nervt-Remmidemmi-Deichkind-Show. Ernsthafter kommen da der Headliner des Sonntags, MUMFORD & SONS, um die Ecke. Die Folk-Rock-Helden werden jedoch nicht weniger gefeiert als zuvor DEICHKIND. Die Mannen um Marcus Mumford zeigen, dass sie auch die ganz große Bühne beherrschen. Die Intimität der Songs – insbesondere der Songs der ersten beiden Alben – leidet zwar etwas unter der Größe der Bühne und der Masse vor Selbiger, aber MUMFORD & SONS schaffen es trotzdem Emotionen zu transportieren und Gänsehaut zu verbreiten. Ein wirklich gelungener Headliner-Auftritt!

Das 20. Hurricane Festival hatte mit einigen Schwierigkeiten und Widrigkeiten. Der Samstag musste letztendlich komplett abgesagt werden, der Freitag wurde für 2 Stunden unterbrochen. Und trotzdem zeigte sich auf dem Infield und auf den Campingplätzen eine wahnsinnig gute Stimmung. Die Festivalbesucher ließen sich von den – teilweise wirklich schrecklichen – Wetterverhältnissen nicht die Stimmung vermiesen (zumindest größtenteils). Auch nachdem das Samstagsprogramm stundenweise nach hinten verlegt werden musste und dann nach 21 Uhr letztendlich doch komplett abgesagt wurde, liefen Gruppen von Festivalbesuchern über die Campingplätze, mit Bierdose in der Hand, Regenponcho über der kurzen Hose und dem T-Shirt und einem breiten Lächeln im Gesicht. „Eisgekühlter Bommerlunder“ und ähnliche Festival-Klassiker hörte man aus mehreren Ecken. Der Großteil der Festivalbesucher machte – wie man so schön sagt – „das Beste draus“. Richtig so! Dieses Durchhaltevermögen wurde am Sonntag belohnt. Die Sonne schien nahezu den ganzen Tag und das Sonntagsprogramm konnte nahezu vollständig durchgezogen werden. Sodass der 20. Geburtstag des Festivals dann doch noch angemessen gefeiert werden konnte.

Im nächsten Jahr findet das Festival für das HurricaneSwimTeam vom 23. bis 25. Juni statt. 

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