29.04.2019: CAN'T SWIM, COAST TO COAST, SAVE FACE - Köln - Blue Shell

12.05.2019
 

 

CAN’T SWIM spielen neben dem Groezrock Festival auch drei Shows in Deutschland, bevor sie sich im Vereinigten Königreich etwas mehr Zeit zum Touren nehmen. Seit ihrem letzten Aufenthalt dürfte die Band deutlich an Popularität gewonnen haben, da in der Zwischenzeit mit „This Too Won’t Pass“ das zweite Album auf Pure Noise erschienen ist und auch das Erstlingswerk „Fail You Again“ mit Sicherheit nochmal an Fans gewonnen hat.

Gleich zwei hochrangige Supportbands sind am Start, ein lokaler Opener dafür heute nicht. SAVE FACE, die genau wie CAN’T SWIM aus New Jersey stammen, machen den Anfang. Die Epitaph-Band betitelt sich selbst auf Bildern und Shirts als „World’s Biggest Rock Band“, man hat also einiges zu beweisen. Trotz der schon siebenjährigen Bandgeschichte haben SAVE FACE bisher nur eine EP und ein Album auf dem Kerbholz, wobei letzteres erst 2018 erschienen ist. Die Band geht also guten Gewissens noch als Newcomer durch, gerade in Europa. SAVE FACE bespielen im Kölner Blue Shell ein dankbares Publikum. Viele der jungen Konzertbesucher haben sich offensichtlich zuhause auch die Vorbands angehört und kennen einige der Lieder. Außerdem klafft vor der Bühne auch nicht das gerade für Supportbands übliche Loch, sodass bereits am frühen Abend schon eine gute Stimmung bei allen Beteiligten herrscht.

COAST TO COAST als zweite Vorband drehen den Emo-Regler dann deutlich auf. Die Band aus Birmingham hat bisher drei EPs veröffentlicht, die letzte namens „The World Doesn’t Work“ im Oktober 2018. Auch die Engländer können sich auf das Mitgehen des Publikums verlassen, einige Songs werden, wenn auch eher verhalten, mitgesungen und auch zum Mitklatschen lässt sich das Blue Shell animieren. COAST TO COAST selbst sind eine noch sehr junge Band, die aufgrund ihres intensiven Touring-Schedules schon einiges an Professionalität im Liveauftritt gewinnen konnte. So schaffen sie es, unter anderem auch den charismatischen Sänger Keiran, das Kölner Publikum für den Hauptact angemessen vorzuwärmen.

CAN’T SWIM haben unter diesen Vorbedingungen natürlich leichtes Spiel. Bereits am Samstag hatte ich sie auf dem Groezrock gesehen. Eher unbeeindruckt legten sie dort ein zwar solides, aber bis auf „Stranger“ doch eher verhaltenes Set seitens Band und Publikum hin, was mich etwas gewundert hatte. Auch vom gestrigen Abend in Hamburg hatte ich schon gehört, dass CAN’T SWIM live keine Bäume ausreissen. Vermutlich sind sie aber einfach so. Es ist nicht so, als wäre Frontmann Chris LoPorto eine Rampensau. Vielleicht würde das aber auch gar nicht zur Musik passen. Mit etwas Witz versucht er, die Fans auch zwischen den Songs zu unterhalten. Den Großteil des Sets spielt er mit einer Kappe über seiner Kapuze. Später kommentiert er, er habe gehört, dass das hier in Köln so der Style sei und bittet einen Fan im hinteren Bereich des Blue Shell, seine Kappe kurz über seine Kapuze zu ziehen. Dieser entgegnet, dass sein Englisch nicht so gut sei. Perfekter Konter oder die Wahrheit? Sie entscheiden! Kompensiert wird die eher langweilige Live-Performance des Frontmannes jedoch für mich durch seine sehr wiedererkennbare Stimme, die dem Sound der Band den Feinschliff verpasst und der auch live gut funktioniert. Für die Slacker im Publikum verkaufen CAN’T SWIM jedenfalls auch Grinder, was man angesichts des jungen Durchschnittsalters vielleicht auch mit einem kritischen Auge sehen könnte. Aber Dad-Mode off. Ist ja 2019 auch keine Besonderheit mehr. Man merkt, dass im Liveset die älteren Songs einen Ticken besser ankommen als die der neuen Platte.  „Molly’s Desk“ und „What’s Your Big Idea“ bringen Stimmung in die Bude. Aber auch die ersten drei Songs der neuen Platte kommen live ziemlich gut an. Wie bereits zu erwarten war, ist auch heute „Stranger“ der Höhepunkt der Show. Keine Crowdsurfer, keine Totalausraster, aber dafür unisono mitsingende erste Reihen und glückliche Gesichter. Aus dem Meer an modernen Pop-Punk-Bands stechen CAN’T SWIM soundtechnisch raus. Wird also Zeit, dass sie auch live noch eine Schippe drauflegen.