30.04.2019: UNCLE M FESTIVAL 2019 - Münster - Skater's Palace

12.05.2019
 

 

Das UNCLE M FEST lädt auch 2019 wieder zum Stelldichein im Münsteraner Skater’s Palace. Wie auch im letzten Jahr besteht das liebevoll ausgesuchte Line-Up aus sechs Künstlern. Fast alle davon sind mit brandneuem Material am Start. Ausgesucht hat man sich außerdem den Tag vor dem ersten Mai. Perfekte Voraussetzungen für einen ausgelassenen Konzertabend also.

Mit SHORELINES wurde auch eine lokale Band ins Lineup aufgenommen, zu der ich allerdings aufgrund der langen Anreise mit der Bahn aus Köln nichts sagen kann. Es ist davon auszugehen, dass die Jungs angesichts des bereits um 19 Uhr gut gefüllten Skater’s Palace ein großes Publikum hatten.

Somit sind PRESS CLUB für mich die erste Band am heutigen Abend und gleichzeitig auch die, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte. Mit Kalkül hatte ich auf dem Groezrock außer TRADE WIND jede Band ausfallen lassen, die ich heute auch auf dem Uncle M Fest sehen kann. Beim PRESS CLUB schmerzte der jährliche Ärger mit den Überschneidungen auf dem Groez am meisten, denn mit „Late Teens“ haben die Australier vor kurzem nach meinem Gusto eine der besten Platten des bisherigen Jahres hingelegt. Sängerin Natalie Foster sagt man nach, dass sie eine herausragende Frontfrau ist, die ihren Job bestens macht. Und tatsächlich hat sie spielerisch den ganzen Skater’s Palace an der langen Leine über den Bühnengraben. Gespannt verfolgen die meisten Konzertbesucher den Auftritt, ohne dass all zu viele die Songs schon kennen. Das dürfte sich jedoch bald ändern. Es ist klar erkennbar, dass PRESS CLUB fantastisch ankommen. Songs wie „Headwreck“, „Crash“ und vor allem „Suburbia“ gehen schnell ins Ohr und bleiben auch drin. Zu „Suburbia“ kann die Band aus Melbourne die Münsteraner gar zum Mitmachen animieren. Neben der klaren Rockkante in allen Songs beeindruckt mich vor allem die Vielseitigkeit. Eindeutiger Geheimtipp!

Kurz frische Luft schnappen vor’m Skater’s Palace: Weit gefehlt! Der Platz vor der Venue wird zur Smoker’s Lounge. Da doppeltsolecker leider kurzfristig als Essensanbieter abspringen mussten, muss spontan vor Ort eingesprungen werden. So gibt es heute Pommes und Falafel, allerdings nur wenn man eine Menge Geduld mitbringt. Denn die Schlange vor der Bude ist durchweg sehr lang.

PKEW PKEW PKEW erregten sicherlich nicht nur bei mir bereits vorm Reinhören allein durch den ausgefallenen Bandnamen Aufsehen. Der Toursupport von SPANISH LOVE SONGS liefert, wie man durch den Namen vielleicht auch erwartet, poppigen und leichtfüßigen Punkrock mit catchigen Hooks. Bei Songtiteln wie „I Don’t Matter at All“, „65 Nickels“ (in My Pocket) und „Mid 20s Skateboarder“ weiß man gleich, woran man ist. Holt mich ab. Auch hier ist eine ordentliche Rock-Kante drin, meist sind die Songs mit einer spritzigen hohen Gitarrenmelodie und/oder Crewshouts versehen. Der Sound der Band aus Toronto ist seicht und eher kurzweilig, sodass ich mich nach etwa 20 Minuten Bier holen gehe und PKEW PKEW PKEW als Soundtrack zum Abkumpeln nutze. Passt auch gut. Das neue Album „Optimal Lifestyles“ kann man also sicherlich auch mal gut zuhause zum Biertrinken anschmeissen.

TRADE WIND fallen aus dem rockigen Raster erstmals etwas raus, denn auf deren neuem Album „Certain Freedoms“ werden eher ruhige Töne angeschlagen. Die Band um Jesse von Stick to Your Guns und Tom Williams von Stray from the Path hat Probleme beim Umbau und muss sich deshalb mit Ansagen eher kurzhalten. Jesse Barnett war vorher noch mit seiner Hauptband in Europa unterwegs und hängt nun mit TRADE WIND noch einige Tage auf dem alten Kontinent dran. Die vorab veröffentlichten Songs „No King But Me“ und „I Can’t Believe You’re Gone“ sowie der Titeltrack werden natürlich auch live präsentiert, sie funktionieren auch in diesem Kontext hervorragend. Die elektronischen Elemente fügen sich gut in den Sound von TRADE WIND. Die Hauptreferenz, die einem in den Kopf kommt, ist sicherlich Thrice. Ältere Songs weisen einen höheren Härtefaktor auf, mit „I Hope I Don’t Wake Up“ findet glücklicherweise auch noch der meiner Meinung nach stärkste Song der Band in die Setlist. TRADE WIND wirken heute leider nicht sehr motiviert, überzeugen aber trotzdem durch ihre Musik. Und das ist ja schließlich die Hauptsache. Insbesondere Schlagzeuger dürften hier ihre Freude beim Zuhören haben.

SPANISH LOVE SONGS waren als einzige Band bereits im Vorjahr Teil des Lineups. Heute sind sie Co-Headliner und für einige Besucher sicherlich auch die Hauptattraktion des Abends. Frontmann Dylan merkt an, dass „Schmaltz“, das der Band 2018 zu einem kleinen szeneinternen Durchbruch verhalf und auf einigen Jahresbestenlisten zu finden war, bereits im letzten Jahr vor dem Uncle M Fest erschienen war, heute jedoch deutlich mehr Leute die Songs kennen und mitsingen. Das hat natürlich Gründe: Die Hitdichte auf „Schmaltz“ ist unverschämt hoch. Kein Wunder also, dass die Setlist fast komplett aus diesem Album besteht. Ob nun der Opener „Nuevo“, der auch das Liveset eröffnet oder Songs wie „Sequels, Remakes, & Adaptations“, „Bellyache“, „The Boy Considers His Haircut“ oder „Buffalo Buffalo“ – das Ohrwurmpotenzial ist riesig. Die Band besticht durch authentische und teils recht witzige Lyrics (wie ja auch schon die Songnamen und der Albumtitel vermuten lassen), wiedererkennbare Gitarrenlicks und Dylan’s Gesang. Insbesondere bezogen auf den letzten Punkt schwebt der MENZINGERS-Vergleich natürlich unübersehbar im Raum, aber die SPANISH LOVE SONGS könnten nach eher schwachen neuen Songs der MENZINGERS („Toy Soldier“ und „The Freaks“ im Jahr 2018) vielleicht bald aus deren Windschatten zum Überholmanöver ansetzen. Auch sie haben mit „Losers“ einen brandneuen Song im Gepäck, der nicht nur im Internet gut anzukommen scheint. Münster ist begeistert.

Nicht der einfachste Spot aus Headliner-Sicht also, aber DAVE HAUSE hat ja durch seine Band THE LOVED ONES über die Jahre schon einiges an Live-Erfahrung sammeln dürfen. Und seine neue Platte „Kick“ hat er auch mit im Gepäck. Eröffnet wird also mit dem neuen Song „Eye Aye I“. Spätestens einen Song später, namentlich bei „Autism Vaccine Blues“ zeigt sich, dass der Skater’s Palace auch bei DAVE HAUSE voll mitgeht. Noch deutlicher ist dies bei „C’Mon Kid“ zu bemerken, als das Schlagzeug kurz aussetzt und das Publikum den Song weiterträgt. DAVE HAUSE trifft die fürs entspannte Biertrinken perfekte Schnittmenge aus Singer/Songwriter und ruhigen Punk(-Rock)-Akkorden und damit auch den Nerv des Uncle M Fests ab elf Uhr. Glücklicherweise ist er mit seiner kernigen Stimme nicht nur ein begnadeter Musiker, auch zwischen den Songs hält er die Leute bei der Stange. Beispielsweise, wenn er die richtige Aussprache des Bandnamens PKEW PKEW PKEW erklärt. Aus allen vier Studioalben gibt es einen Querschnitt, leichter Fokus liegt dabei auf den beiden neuesten Veröffentlichungen. Das Uncle M Fest hat natürlich nach gefühlt 45 Minuten noch lange nicht genug und so legt DAVE HAUSE drei Songs drauf – zwei brandneue und schließlich den Opener von „Bury Me In Philly“, „With You“. Ein großartiger Ausklang für ein großartiges Event mit familiärem Charakter.

Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle allerdings auch bleiben, dass Peta2, Seawatch und die Bahnhofsmission Münster Platz mit Infostände neben dem Merch am Start waren, um Aufmerksamkeit für deren Engagement zu generieren. Im Vorfeld wurde für letztere seitens Uncle M sogar um Sachspenden geboten, die während der Veranstaltung entgegengenommen wurden. DAVE HAUSE posiert nach dem Konzert mit seinen Mermaid-Kollegen in Rettungswesten vor den Besuchern, um seine Unterstützung für das Projekt zu zeigen. Da investiert man doch auch gerne und entschlossen weiterhin in Uncle M selbst.