Interview mit Belphegor

19.12.2010
 

 

Hallo Helmuth, nach mehrmaligem Hören eures Albums ist meine Einschätzung, dass ihr die epischen Teile im Gegensatz zu den Vorgänger Alben noch ein Stück weiter ausgebaut habt, aber wenn es dann mal knallt, dann knallt es richtig. Wie würdest du denn euer neues Werk einordnen?

Helmuth: Einordnen, schwer. Du hast schon recht, es ist episch und monumental, das war der Plan. Wir wollten nicht das schnellste Album aufnehmen, sondern wirklich eines, das massiv und intensiv ist – das haben wir gemacht glaube ich.

Meinst du es ist euer bestes Album bisher – das meint ja jeder Musiker meistens bei seinem neusten Werk?

Helmuth: Nein, das meine ich nicht. Das ist Album Nummer neun und wir haben ziemlich viel geändert; ein neues Studio, viele neue Elemente, einen neuen Sound und alles. Es ist ein spezielles Album, nicht das beste – aber speziell auf jeden Fall.

Was habt ihr für Ziele mit dem neuen Album? Wollt ihr höher in die Charts wie bereits mit dem letzten Album?

Helmuth: (lacht) Nein nein, das ist sowieso unglaublich. Mit so einem Album und als österreichische Band ist das schon ziemlich krass. Wir machen das nun schon seit 17 Jahren und es ist einfach Belphegor, es ist der nächste logische Schritt. Neues Studio, neuer Klang – passt perfekt, genauso wollen wir jetzt klingen. Es ist ja immer noch typisch Belphegor – es ist ja nicht so, dass wir jetzt sagen wir spielen Hardcore oder Punk.

Das führt auch schon zu meiner nächsten Frage. Ihr habt den Producer gewechselt von Andy Claasen zu Peter Tätgren. Wie kam dieser Wechsel?

Helmuth: Ja, wir haben ja die letzten drei Alben bei Andy Claasen aufgenommen, in Deutschland, in Kassel. Mit ihm haben wir viel geredet und von ihm gelernt usw. und für das neue Album haben wir jetzt gesagt wir wollen wieder etwas Neues probieren. Es ist ja langweilig immer den selben Scheiß zu machen, man braucht ja eine neue Herausforderung. Tätgren hat Zeit gehabt und er war der richtige Mann und mit dem Resultat sind wir zufrieden. Alles geil.

Habt ihr Angst euren Stil nicht mehr weiterentwickeln zu können? Ich habe etwas in einem anderen Intereview von dir gelesen in dem du sagtest „Stagnation = Tod“. Habt ihr Angst irgendwann in diese kreative Sackgasse zu fahren?

Helmuth: Nein, überhaupt gar nicht - wenn es aus ist, ist es aus. (lacht) Aber es geht noch immer viel, es ist noch was da, ich merke das noch viel Funken noch da ist. So lange das passiert, werden wir auch noch neue Alben aufnehmen. Mal schauen, vielleicht war dieses aber auch das letzte Album, ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall bin ich vollkommen zufrieden mit dem aktuellen und es ist richtig geil geworden und der Klang ist super.

Wollt ihr vielleicht eure epische Seite noch weiter ausbauen in dem ihr wie viele eurer Kollegen es in den letzten Jahren getan haben Orchester oder Chöre in den Sound integriert? Oder lehnt ihr das komplett ab?

Helmuth: Auf dem neuen Album sind ja einige Orchestrierungen drauf -

-aber eben nicht mit einem kompletten Symphonieorchester, wie es zum Beispiel Dimmu Borgir gemacht haben.

Helmuth: Das geht bei uns schon allein vom Budget her nicht. Wir bräuchten für das Orchestrale wohl dann mehr, als jetzt für die gesamte Produktion, aber natürlich ist das immer interessant für einen Musiker wenn er eine neue Herausforderung hat und mit solchen Leuten zusammenarbeiten kann.
Ich finde die Orchestrierungen auf BLOOD MAGICK NECROMANCE schon sehr gut gelungen, wir haben aber auch darauf geachtet, dass die Gitarren und das archaische im Vordergrund bleiben. Viele Leute werden das gar nicht merken, dass im Hintergrund noch eine Orchestrierung ist und im Grunde geht es auch nur um die Stimmung, dass die Stimmung intensiver wird. Unsere Musik wird ja auch nicht daran gemessen, ob nun eine Sample im Hintergrund ist oder nicht.

Im Gegensatz zu eurem letzten Album VALPURGIS RITES – HEXENWAHN gefällt mir euer neustes Werk wieder besser und ist in meinen Augen wesentlich runder -

Helmuth: - Ja, das finde ich auch -

-und ihr nehmt ja relativ häufig Alben auf. BLOOD MAGICK NECROMANCE ist nun das neunte und die Veröffentlichungsrate liegt auch ca. bei einem Album pro eineinhalb Jahre.
Wie geht ihr beim Songwriting an die Lieder heran? Habt ihr Fragmente die ihr dann erst im Studio richtig ausarbeitet oder sind die Lieder schon komplett auskomponiert und ihr nehmt sich nur noch auf? Wie läuft das bei euch ab?


Helmuth: Wir proben ziemlich viel und intensiv – nicht so wie andere Bands 1-2 Mal die Woche, das geht bei uns nicht, weil wir alle weit auseinander wohnen. Wir schließen uns 2-3 Wochen im Proberaum ein und proben dann durch, mit einigen Shows dazwischen. Wir proben dann aber eben nicht 2-3 Stunden sondern intensiv 7-8 Stunden mit einer kleinen Pause.

Und dabei entstehen dann die neuen Lieder und dann sind diese schon fertig wenn ihr ins Studio geht?

Helmuth: Ja 90% sind wir vorbereitet, wir experimentieren dort nicht mehr so viel. Das geht auch alleine aus zeitlichen Gründen nicht und vom Aufwand, vom Budget.

Wir es auch ein Video geben zum neuen Album? Oder ist das nicht im Budget enthalten?

Helmuth: Ja, wir haben schon ein Video abgedreht, was zum Release der Cd dann veröffentlicht wird.

Kommen wir zur lyrischen Seite der neuen Scheibe. Ich hatte in anderen Interviews von euch zu älteren Veröffentlichungen gelesen, dass ihr einige Texte von externen Schreibern habt einfließen lassen. Ist dies bei BLOOD MAGICK NECROMANCE auch wieder der Fall gewesen?

Helmuth: Ja einige Freunde von uns haben wieder Lyrics beigesteuert. Ich habe diese mal gar nicht so viel gemacht, vier Texte.

Wie schaut es mit Touren zum Album an? Ab wann kann man mit euch auf der Bühne rechnen?

Helmuth: Ab Februar geht es los. Erst spielen wir zwei USA-Touren und einige Festivals. Es steht aber noch viel aus oder ist in Verhandlung.

Okay und mit wem geht ihr in Amerika auf Tour?

Helmuth: Erst mit Deceide, die zweite Tour ist dann mit Sepultura. Danach hoffentlich wieder was in Europa und dann ist das Jahr schon wieder fast vorbei.

Und habt ihr dann jetzt schon für nach den Touren ein neues Album in Planung?

Helmuth: Nein, nein!

Würde aber zum Arbeitsrythmus passen!

Helmuth: (lacht)

Zum Abschluss, willst du sonst noch etwas an unsre Leser loswerden?

Helmuth: Wens interessiert soll sich das Album anhören. Wens nicht interessiert, ist auch gut – geht mir aber ziemlich am Arsch vorbei! Es ist ein gutes Album geworden und ich bin zufrieden damit. Mehr gibt es nicht zu sagen!

Dann bedanke ich mich recht herzlich für das Interview!