Interview mit Heaven Shall Burn

04.09.2012
 

 

Hi Maik, wie gefällt es dir auf dem Serengeti?

Was mir nicht gefällt ist, dass es in der Nähe von einem Zoo ist. Da hab ich als Veganer komische Gefühle, wenn Großtiere eingesperrt sind. Aber das hat nix direkt damit zutun,
sonst hätten wir es wahrscheinlich nicht gemacht. Die Organisation, die Größe des Festivals ist aber gemütlich, das macht Spass. Man merkt das schon wenn man aus dem Bus aussteigt. Entweder du triffst sofort auf Sercurity, die sich völlig wichtig fühlen und denken sie sind auf einem Megafestival oder man trifft total relaxte Leute. Den Eindruck hatte ich hier.

Im Vorjahr hat Caliban gespielt, dieses Jahr ihr. Im Gegensatz zu Caliban habt ihr einen sehr sauberen Status in der Szene. Caliban spaltet ja gern die Gemüter.

Caliban haben halt eher den professionellen Approach dazu. Wir verdienen zwar im Moment auch ein Haufen Geld damit aber wir machen es wirklich immer noch aus Spaß.
Unser Sänger ist heut morgen aus der Nachtschicht aus dem Krankenhaus gekommen. Auf dem Weg hierher hat er erstmal im Nightliner gepennt. Da kann man das auch machen. So freut man sich auch auf das Wochenende. Oder wie ich. Ich hab die ganze Woche in der Uni-Bibliothek gesessen und an meiner Doktorarbeit rumgeschraubt. Da ist man auch heiß drauf am Wochenende rauszugehen und zu spielen. Da steckt überall mehr Freude drin. Bei dem Interview hab ich jetzt auch gute Laune als würde ich schon seit einer Woche zahn Interviews am Tag gemacht hätte.

Ihr fangt mit eurem Stil nicht nur alt eingessene Metal-Fans aber auch die Jüngeren.

Ja, weil wir ja auch selber so sind. Ein Querschnitt aus den Leuten die vor der Bühne stehen. Es gibt in der Band Leute, die stehen auf Black Metal, ich hör gern Death Metal, gibt aber auch Hardcore-Fans in der Band. Wir haben zusammengeschmissen, was uns gefallen hat ohne drüber nachzudenken, was grad in ist und so scheinen wir auf irgendeine Art einen Kanal zu den Leuten gefunden zu haben. Wir verstellen uns auch nicht. Wenn unser Sänger auf der Bühne eine Ansage macht, brauchen zwar manche einen Untertitel weil sie kein fliessend Ostdeutsch verstehen aber dadurch ist es eben auch ehrlich. Deshalb ist es "true" aus meiner Sicht.

Wenn wir schon bei ehrlich sind, was habt ihr gegen Dubstep?
Das T-Shirt ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Wir haben schließlich auch viel Elektronik-Scheiss auf unseren Platten drauf. Wenn das zur Musik passt haben wir da auch keine Skrupel.

Und eure Texte beinhalten oft "Silence" oder "Resistance".

Damit habe ich kein Problem. Kreator hat "Terror" oder "Revolution" oder bei Manowar "Death" und "Kill".

In eurem Sound stagniert ihr ja auch ein bisschen.

Willst du, dass sich Tempos anders anfühlen oder Coca Cola anders schmeckt? Man hat eine Marke kreiert und Weiterentwicklung ist bei uns wirklich in homöopathischen Dosen. Der Fan bekommt das schon mit aber jemand, den das am Rande interessiert, dem pflicht ich völlig bei, dass da keine große Weiterentwicklung da ist aber das ist bei unseren Vorbildern wie Bolt Thower auch nicht der Fall und ich denke es ist heutzutage etwas Wertvolles, wenn man von einer Band das bekommt, was man will. Bin da ja auch ein gebranntes Kind. Bands, die ich geil fand und auf einmal bilden sie sich ein Rockstars sein zu müssen oder das nächste, große Ding und machen irgendwelche Kommerz-Scheiße. Dann sollen sie lieber ein Projekt gründen. Wie die letzte Carcass-Platte. Da könnt ich heute noch heulen. Oder Cave In. Megageile Hardcore-Band, die dann total zu Emo geworden ist. Da gibt es ja viele Beispiele.

Was hörst du stattdessen?

Die neue Naglfar. Empowerment, geile Platte. Hab mich aber auch noch mal mit ein paar alten Sachen eingedeckt von Vader.

Wie schaut es mit eurem, neuen Album aus?

Nach dem ganzen Festival-Gedöns setzen wir uns hin, nehmen die Songs mal auf und flicken die zusammen im Proberaum. Recorden Ende des Jahres. Nächstes Frühjahr wird wohl ne Platte kommen. Wenn nicht, dann nicht. Aber so ist der Plan. Wir haben da ja keinen großen Druck.

Mehr Druck gab es dafür auf dem Force, und zwar von oben. Wie war das für euch?

Es war ein bisschen spannend weil man überlegt hat, was als Nächstes ausfällt oder was passiert noch. Danach waren wir megahappy weil man gemerkt hat: "Das war jetzt eine relativ legendäre Show." Aber war schon hart an der Grenze. Unsere Crew hat megacool gearbeitet. Dass sie uns da überhaupt durchbekommen haben... Auch die Licht-Leute. Waren total krasse Bedingungen. Aber auch die Leute vor der Bühne waren Wahnsinn. Dass so viele da geblieben sind bei Hagel! Das muss man sich mal vorstellen! Dann haben wir uns auch gedacht: "Scheiß drauf! Das ziehen wir jetzt durch! Wenn die vor der Bühne im Hagel stehen dann halten wir das auf der Bühne erst recht durch." Aber wenn der Strom weg ist, kann man nichts mehr machen. Da ist man machtlos. Aber das hat ja nicht so lang gedauert. Im Nachhinein sind wir alle megahappy über die Show. Dadurch, dass soviel von der Show erzählt wird und nicht viele Leute filmen konnten durch den Regen, wird es auch noch mehr zur Legende weil es Mundpropaganda ist. Von der Show erzählen wir in 20 Jahren garantiert noch!