16.03.2019: SPIDERGAWD, THULSA DOOM - Köln - Luxor

25.03.2019
 

 

Phänomen SPIDERGAWD: Vom anfänglichen MOTORPSYCHO-Nebenprojekt hat sich die Band nicht erst mithilfe ihres kürzlich erschienenen fünften Albums zum Headliner-Status katapultiert. Schon längst sind die Norweger auch auf dem europäischen Festland eine Größe und verkaufen als Headliner bei einem stolzen Abendkassen-Preis von 28€ fast das Luxor in Köln aus.

Widersprüchliche Angaben im Facebook-Event sowie der Homepage des Luxor bezüglich des Konzertbeginns führen zu dem Umstand, dass ich die Vorband THULSA DOOM verpasse. Das einzige, was ich über die Kapelle sagen kann, ist, dass offensichtlich der Vater von SPIDERGAWD-Bassist Bent Sæther in dessen eigener Vorband spielt. Kurioses Faktum, wenn ich da nicht irgendwas völlig missverstanden habe. Und der Merch sah ziemlich professionell aus.

Um nicht mal halb neun stehen dann auch schon SPIDERGAWD auf der Bühne. Aus gutem Grund: Man hat heute nicht ewig Zeit, im Anschluss an das Konzert soll im Luxor eine Ü30-Party steigen. Ob einige da vielleicht gleich bleiben? Verwunderlich wäre es angesichts des heutigen Altersdurchschnitts jedenfalls nicht. Mir wurden SPIDERGAWD erst vor kurzem von einem Kumpel empfohlen. Eine ganz schöne Show sollen sie abliefern. Dementsprechend bin voller positiver Erwartung und gleich mal baff, als ich deren Live-Setup sehe: Schlagzeuger und – wie sich später rausstellt – Rampensau  Kenneth Kapstad hat sein ewig großes Drumset in der Mitte der Bühne aufgebaut, und zwar am vorderen statt am hinteren Bühnenrand. Vom ersten Song an grinst er einen wie ein verspielter Kessel-Derwisch an, während er seiner Band mithilfe von Bassist Sæther vor allem das Prädikat „treibend“ aufstempelt. Rechts der Saxophonist der Band, der dem eigenständigen Sound von SPIDERGAWD seine relative Einzigartigkeit in der Rock-Landschaft verleiht, links Sæther. Die beiden Gitarristen stehen hinten auf kleinen Emporen, ähnlich wie das auch die Zuschauer im hinteren Bereich des Luxor auf leicht erhobener Höhe tun können. Mal was anderes. Frontmann Per Borten führt seine Truppe von hinten an und liefert die meisten Gesangseinlagen – darunter auch die hohen Parts. Nebenbei fügen er und sein Kumpane – offenbar nur bei den Live-Konzerten dabei und nicht auf der Facebook-Seite als Bandmitglied gelistet – dem Klangbild der Band die gehörige Portion Virtuosität hinzu. Meine Hauptassoziation als neuer Fan von SPIDERGAWD und jemand, der im Heavy Metal nicht all zu belesen ist, sind ganz klar in erster Linie IRON MAIDEN, ferner AC/DC und BLACK SABBATH. Doch die Band kann auch düster und tiefgründig („Green Eyes“) oder leise und sphärisch („The Inevitable“). Wenn die Songs nicht gerade nach vorne brettern wie Lemmy das mit MOTÖRHEAD stets getan hat, dann breiten sie sich auch mal zu jamartigen Phasen auf und geben der Menge kurze Verschnaufpausen. Headbangen, Schweinepogo, Bier-Verschütten, Fußgewippe: Die Musik des Spinnengottes lässt so gut wie alle hauptsächlichen Tanz- und Bewegungsstile der Rockmusik zu. So wird, ungeachtet der unaufhaltsam näherkommenden Ü30-Fete, frenetisch gefeiert und besonders die Zugabe („Is This Love?“, „All and Everything“). gibt dem Luxor nochmal den Rest. Köln hätte sicher Bock auf noch eine weitere Zugabe gehabt, aber auch Rock hat seine Grenzen.