19.03.2017: DRANGSAL, DIE SELEKTION - Heidelberg - Halle02

23.03.2017
 

 

Sonntag, 19:15 Uhr. Noch eine Stunde bis im Ersten wieder das Tatort-Intro ertönt. Füße hoch, Fernseher an,…  für die Besucher der Halle02 bleibt dieses Gefühl an diesem Sonntag aus, denn zeitgleich entert Max Gruber aka DRANGSAL die Bühne des Clubs der Halle02 in Heidelberg. Statt Lindenstraße und Tagesschau gibt es DIE SELEKTION, statt Mord und Todschlag DRANGSAL.

Während in der großen Halle nebenan HÄMATOM und ERDLING mit ihrer „Wir Sind Gott“-Tour halt machen, bleibt man im kleinen Club auf dem Boden, ernennt sich nicht zu Gott und menschelt stattdessen so gut es geht. Wenn auch ungewollt,…
Luca Gillian, Hannes Rief und Samuel Savenberg betreten stillschweigend die Bühne. Der Club ist in ein düsteres schwarz getaucht. Die Stimmung angespannt. Die Beleuchtung an der Decke flackert. Der Beat setzt ein.
DIE SELEKTION spielen düstere, industrielle Elektro-Musik, die stark an die  EBM-Szene der 80er Jahre erinnert. Synthie-Sounds, Trompete(n) und Gesang. Die Worte meist nur schwer zu verstehen. Mit viel Hall auf der Stimme wird über einen gleichbleibenden, harten Beat gesungen. Die Musik wird dabei hauptsächlich von der Stimmung getragen. Vor der Bühne wird gespannt beobachtet, was gerade passiert, anstatt wild getanzt.
Für den vorletzten Song  "Der Himmel Explodiert" des knapp 30 Minuten langen Sets holen sich die Stuttgarter Unterstützung in Form von Max Gruber auf die Bühne und spielen zusammen mit ihm den wohl massentauglichsten Song, des sonst eher düster gehaltenen Sets. Zum Dank gibt es ein Küsschen auf den Mund, noch einen weiteren Song, ein langes Outro und eine noch längere Umbaupause.

Während zu Hause das Tatort-Intro ertönt, betritt DRANGSAL  mit „Der Ingrimm“ die Bühne. Es folgt eine Stunde voller New Wave, Post-Punk und Indie-Pop. Alles vorgetragen von einem angeschlagenen Max Gruber.

DRANGSAL gehört zu den Durchstartern des letzten Jahres: Vorbandslots für KRAFTKLUB und CAPSER, Platz 29 der Charts, unzählige Festival Auftritte, auf dem Cover der Intro, in beinahe jedem Jahrespoll vertreten,… das Jahr hätte wirklich schlechter laufen können für den aus Herxheim stammenden Künstler plus Band. Doch genau jenes Glück scheint Max Gruber an diesem Abend in Heidelberg etwas zu verlassen. Denn jener hat von Beginn an mit seiner angeschlagenen Stimme zu kämpfen und schafft es nur mit Mühe und Not, die eigenen Songs zu performen. Während zu Beginn noch kaum ein Unterschied zu den Albumaufnahmen zu merken ist,  verschlechtert sich die Lage bzw. Stimme von Song zu Song. Immer mit einem passenden Kommentar vom immer pessimistischer werdenden Max Gruber persönlich. Da helfen auch keine aufmunternden Worte aus dem Zuschauerraum.

„Mein zartes Engelsstimmchen bereitet mir etwas Probleme, aber das soll mich nicht davon abhalten euch zu bezirzen“

Neben der krächzenden Stimme hat DRANGSAL jedoch auch jede Menge Songs, darunter einige neue mit nach Heidelberg gebracht. Überraschenderweise allesamt auf Deutsch. Während das Debüt-Album „Harieschaim“ noch deutsche UND englische Songs beinhaltete, deutet sich immer mehr an, dass der Nachfolger nur deutsche Songs zählt.

Nach nicht einmal einer Stunde schleppt sich DRANGSAL erstmalig von der Bühne, um kurzerhand mit Bassist Sam am Mikro und Sänger Max am Schlagzeug zurückzukehren, um diese drei Minuten später wieder zu räumen und dasselbe Spiel noch einmal von vorne zu spielen. Mit „Schutter“ und „Allan Align“ verabschieden sich die Herxheimer dann endgültig (ohne große Worte) vom Heidelberger Publikum.
Die Stimme muss geschont werden. Nach Heidelberg steht London auf dem Tourplan.