26.09.2011: The Riot Before, Jason Bird Says Hi, Tigeryouth - Bei Chez Heinz, Hannover

26.09.2011
 

 



Ein neuer Montag, ein neuer Beweis: Richmonder Punks unter 50 Kilogramm Körpermasse sind schlimmere Proleten als manch Bollocorepimp aus dem Kleinstadtghetto. Wer sonst würde als Strich in der Landschaft aufbäumend international frei heraus behaupten „You Can´t Sexy Dance To Punkrock“ oder seine Kollegen als „Wild Stallions“ vorstellen?



TIGERYOUTH hat seine Kollegen lieber gänzlich vor dem heimischen Kamin zurückgelassen. Schmutzige Witze und lautes Anstoßen passen auch nicht zu den deutschen Akustiksongs, die zwischen verträumt und verzweifelt von Bier und Lebenserkenntnissen erzählen. Und von der Internetpräsenz des Berliner „DRIFTWOOD FAIRYTALES“-Mitsreiters, aber dafür reicht die Schallweite des kleinen Kellersalons schon nicht mehr aus.
Anders bei den drei „Auch-Haupstädtern“ JASON BIRD SAYS HI: Hier klingelt das Herz vor der Kasse, Stimmbänder können an der Garderobe abgegeben werden und hinter wahrem Enthusiasmus und alten, zerkratzten HOT WATER MUSIC-Schallplatten verstecken sich raue Doppelgesänge und ein nicht abreißendes Grinsen in den Gesichtern des Trios.


Essen, Trinken, Touren und sich als Ausrede THE RIOT BEFORE nennen. Brett, Dan und zu- sowie abwandernde Gefolgsmänner , zuletzt auffällig geworden durch „Rebellion“, lassen die Katze schnell und stimmgewaltig aus dem Sack. Das brennt wie Sau bei „The Oregon Trail“ und kratzt bestialisch und nachvollziehbar, wenn Herr Adams mit erlebt-beschädigtem Organ aus „Words Written Over Coffee“ vorliest: „I Cried To God But God Did Not Respond...“ Schaudrig ehrliche und tätowierte Erfahrungen sprechen oder schreien gegen die sonst so massiven Clubwände. Die schmächtige Band geistert durch „Horseshoes And Handgrenates“ und „Fists Buried In Pockets“, vergisst in aller Aufregung jedoch glatt „5 To 9“ und lässt bewusst die Finger von zuviel nachdenklich leisem Liedgut. Spricht Sänger Brett in den wenigen und kurzen Pausen von Bier und Konzertreisen, klingt das schon anders als noch beim Kollegen TIGERYOUTH, der Buddy aus Virginia könnte den Abend über genauso auf sein Mikrofon verzichten.

„A Good Sense Of Style“ sitzt dynamisch und knallt, dass sich die Armhaare zum Marsch aufstellen.
Quotenriese Jon kämpft mit der Haltbarkeit seiner Linkshand-Gibson und dem Sitz seiner Kopfbedeckung, auffällige Promillegäste mit dem Sitz ihrer Hose. „The Uttica Stare“ erkämpft sich einen tieferen Platz im Zuschauerherzen. „Back Stage Room“ schafft es nach 50 Minuten zum Glück aufs Zugabentreppchen - und in Gedanken sind die vier handzahmen US-Gäste sicher - anstatt mit vorlautem Wortschatz umher zu rotzen - schon bei der Zubereitung des Frühstücks oder Mitternachtssnacks, dessen Stellenwerte sich als zweite Leidenschaft im Alltag von THE RIOT BEFORE erwiesen hat.
Touren, Essen, Trinken – die Reihenfolge spielt keine Rolle, nur ums Beibehalten sollte das Gespann aus Richmond sich streng umkümmern. Lohnenswert, ihr Bühnenhengste!